Dark Side of the Moon

In der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 2000 fanden in Gießen zur Zeitenwende mehrere Veranstaltungen statt. Imbissbuden, Losestände und etwa 30 Geschäfte, darunter Karstadt hatten geöffnet. Man konnte sich sogar eine Live-Band anschauen. Diese Veranstaltungen fanden von 22:00 Uhr bis 5:00 Uhr.

Studenten und Professoren der Fachhochschule boten auch einige Veranstaltungen an. Der AStA (Allgemeiner Studentenausschuß) z.B. veranstaltete ab 22:00 Uhr eine Grillparty auf dem Gelände der Fachhochschule. Im Untergeschoß des Gebäudes A konnte man in der Finsternis einen Drink zu sich nehmen, denn dort hatten die Studenten und Mitarbeiter des BliZ (Blindenzentrum) ein Dunkelcaffee unter der Leitung von Sahin Görenekli, Technischer Mitarbeiter (Sehbehindert) des BliZ eröffnet, zu dem jeder kommen konnte, der sich traute, in völliger Dunkelheit sich auf blinde Führer und Bedienungskräfte zu verlassen. Um den Gästen ein Gefühl der Sicherheit geben zu können, wurde nicht an Arbeitskräften gespart, Mathias und Albert (Studenten) organisierten das Inventar und bauten den Raum gut strukturiert auf, Halim und Henning (beide blind, Studenten) standen an der Theke, ihr Sortiment bestand aus Cola, Fanta, Mineralwasser, Orangensaft, Bier und Sekt. Maria und ich ( S. Görenekli) schlüpften in die Rolle von Kellnern, Marcus (sehbehinderter Student) hatte die Aufgabe, Gäste herauszuführen und neue hineinzubringen. Christian (Auszubildender) und Jörg (Zivildienstleistender) standen außerhalb des Eingangs um Gruppen einzuteilen.

Die Hauptgruppe der Gäste bestand aus Studenten. Es kamen aber auch Familien mit Kindern oder Mitarbeiter von Zeitungen wie z.B. der Gießener Allgemeine. Unter den Gästen zeigten sich himmelweite Unterschiede - einige waren etwas vorsichtig, andere wiederum hatten kein Problem, sich im Dunkeln zurechtzufinden. Am meisten beeindruckt hatte mich die Art des etwa drei- bis vierjährigen Michel, dem es wohl nichts ausgemacht hat, sich mir im dunkeln anzuvertrauen. Trotz der ungewohnten Umgebung für alle Gäste, war alles so gut organisiert und durchgeführt worden, daß innerhalb der sechs Stunden nur eine einzige Flasche ihr Ende durch Zerbrechen fand.

Was uns alle sehr beeindruckt hat, war die Resonanz auf die Dunkelbar. Während der ganzen sechs Stunden standen die Besucher bis zur Eingangshalle des Gebäudes Schlange und hofften darauf, auch mal ein dunkles Bier in einer dunklen Bar zu trinken. Das Geld, das bei dieser Veranstaltung eingenommen wurde, kam der Kasse des Blindenzentrums zugute.

Ich denke, ich kann für alle Beteiligten sprechen, wenn ich sage, daß das Projekt "Dark Side of the Moon" ein voller Erfolg war.


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